Tell Halaf Grabungsprojekt
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Grabungsstelle G

Alexander Sollee, M.A.

Haus G1
In der zweiten Grabungskampagne in Bereich G konnten weitere Teile des 2009 angeschnittenen, neuassyrischen Hauses freigelegt werden (Abb. 1). An den im Vorjahr bereits teilweise freigelegten Repräsentativraum G1:A, der ca. 15 x 5 m maß, schloss sich nach Süden wahrscheinlich ein Hof an. Nach Osten führte eine Tür in den Raum G1:C, von dem aus man Raum G1:D erreichen konnte. Allerdings wurde dieser Durchgang später zugesetzt.

In den Räumen G1:C und G1:D lagen große Mengen Brandschutt. In ersterem fand sich ein zerscherbtes Gefäßinventar, das teilweise von einem oberen Stockwerk herabgestürzt sein muss (Abb. 2). Die aus dem Brandschutt geborgenen, vollständig erhaltenen, Dockets (TH10G-152 & TH10G-173) mit aramäischer Inschrift, datieren die Zerstörung des Gebäudes in das ausgehende 7. Jh. v. Chr.

Bisher sind uns zwei Bauphasen (G 4a & G 4b) des Gebäudes bekannt. Die Mauern der älteren Bauphase sind aus roten Ziegeln mit grauen Fugen gebaut. In der jüngeren Bauphase (G4a) wurde ein großer Raum, ähnlich G1:A, durch das Einziehen von zwei Mauern aus hellgrauen Ziegeln in die Räume G1:C und G1:D unterteilt (Abb. 3). Das Ende von Phase G 4a kam durch das besagte Brandereignis.

Nördlich des Gebäudes G1 wurde eine Sondage zur Erschließung der Stratigraphie der Unterstadt angelegt. Hier wurde bereits nach den ersten beiden Kampagnen deutlich, dass unterhalb der Gebäude der Phase G 4 eine weitere Bauschicht folgt, die den bislang spärlichen Funden nach zu urteilen ebenfalls noch in die neuassyrische Zeit zu datieren ist. Wann und weswegen es zu einer Umstrukturierung des Siedlungsbereiches kam, ist noch ungewiss.

Haus G2
In einem weiteren Schnitt wurde ein Raum eines zweiten Gebäudes (G2) entdeckt, das in stratigraphischer Lage und Bauweise stark dem Haus G1 ähnelt und wohl ebenfalls Phase G 4 zugehörig ist. Aufgrund des Steinbodens könnte es sich bei Raum G2:A um einen Hof handeln. Der Abfluss nach Osten spricht ebenfalls dafür (Abb. 4).

In beiden Gebäuden wurden in postassyrischer Zeit Ziegelkistengräber errichtet, für die Ziegel aus dem noch anstehenden, assyrischen Mauerwerk entnommen wurden. Keines der Gräber erbrachte bisher datierende Funde, doch wird als Arbeitshypothese eine Entstehung in der hellenistischen Zeit angenommen.

Ausblick
In den folgenden Kampagnen sollen zum einen die entdeckten Gebäude G1 und G2 weiter freigelegt werden, um weitere Rauminventare zu bergen und die Grundrisse und Bauabfolgen zu ermitteln. Das Hauptaugenmerk wird aber auf der Verfolgung der Sondage liegen, um die Stratigraphie der Unterstadt weiter zu erforschen.

1Übersichtsaufnahme von Gebäude G1 (Foto: D. Vogel)
2Raum G1:C mit zerscherbtem Keramikinventar (Foto: D. Vogel)
3Räume G1:A, G1:C und G1:D nach Entnahme des Inventars (Foto: D. Vogel)
4Reste der älteren neuassyrischen Bauschicht (Foto: D. Vogel)