Grabungsstelle BDr. Jörg BeckerGrabungen am Nordhang Vorläufiges Resümée Im Hinblick auf die Größe der prähistorischen Besiedlung sind aufgrund der massiven, späteren Überbauung dezidierte Aussagen zur konkreten Siedlungsgröße natürlich schwierig. Allerdings ist durch Vergleiche mit anderen Fundorten des Neolithikums und Chalkolithikums (z.B. Tell Sabi Abyad I oder Tepe Gaura) nicht zwangsläufig davon auszugehen, dass das gesamte Gelände der späteren Zitadelle eine einzige, rund 6 ha große, prähistorische Besiedlung darstellt. Siedlungsstrukturen des Neolithikums und Chalkolithikums in Nordmesopotamien sowie die Senke nördlich des Skorpionen-Tors lassen vielmehr vermuten, dass sich die prähistorische Besiedlung auf mehrere Kuppen verteilte und nach Verwandtschaftsgruppen gesiedelt wurde. Wie keramische Untersuchungen zur Keramikproduktion nahelegen (Davidson 1977, vgl. Akkermans / Schwartz 2003: 138) dürfte aber die Besiedlung dennoch ein größeres Dorf repräsentieren, das im Khabur-Gebiet – neben Fundorten wie etwa Chagar Bazar und Tell Brak – als ein Produktionszentrum für bi- und polychrom bemalte Halaf-Keramik fungierte. Auch Obsidian aus Gebieten der Ost-Türkei dürfte hier ausgetauscht worden sein, so dass kleinere Weiler in der unmittelbaren Umgebung mit diesen Gütern versorgt werden konnten. Neben einem Austausch auf regionaler Ebene wurde aufgrund solcher Keramikuntersuchungen auch ein Austausch zwischen einzelnen Regionen (z.B. zwischen dem Khabur-Gebiet und dem Nordtigrisgebiet) abgeleitet, während die Masse der monochrom bemalten Keramik sicherlich lokal produziert wurde. Wie zu erwarten, lassen innerhalb des wasserreichen und fruchtbaren Khabur-Gebiets botanische Reste auf eine entwickelten Ackerbau schließen (mündl. Mitt. Dr. Simone Riehl, Universität Tübingen). Belegt sind vor allem Emmer und Gerste, in geringerem Umfang auch Lein, Platterbse und zweikörniges Einkorn. |
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