Tell Halaf Grabungsprojekt
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Kunst

Prof. Dr. Mirko Novák

Hilani-Dekor
Die reichhaltige Bildkunst Guzanas ist in erster Linie durch die Ausstattung des Hilani und des benachbarten Skorpionentors bezeugt. Dabei lassen sich nach stilistischen Kriterien sechs Gruppen unterscheiden, die jedoch zeitlich eng beieinander liegen.
Die berühmtesten Bildwerke sind die drei monumentalen Statuen der drei auf ihren Symboltieren stehenden Hauptgötter von Guzana. Es handelt sich bei den Bildnissen, nach der Rekonstruktion der Architekten um Max von Oppenheim, um karyatidenartige, tragende Teile der Eingangsfassade des Hilani. Neben dem auf einem Stier stehenden Wettergott und seiner auf einer Löwin situierten Gemahlin ist ein weiterer männlicher Gott auf einem Löwen dargestellt. Repliken dieses Ensembles schmücken heute den Eingang ins Nationalmuseum von Aleppo (Abb. 1).
Besonderes wissenschaftliches Interesse haben weiterhin die in sekundärem Kontext an der Südwand des Hilani angebrachten »Kleinen Orthostaten« erweckt, die stilistisch wie ikonographisch einige Besonderheiten erkennen lassen. Neben dem deutlichen Einfluss der späthethitischen Bildkunst Nordsyriens ist das Erbe mittanisch-hurritischer Ikonographie der Spätbronzezeit unübersehbar. Auf welche Weise dieses vermittelt worden ist, lässt sich bislang nur erahnen.

Ahnenkultbilder
Eine Besonderheit von Guzana stellen Ahnenkultbilder dar, die in Grüften oder oberirdischen Kulträumen aufgestellt waren (Abb. 2). Dies belegt, dass dem Ahnenkult eine große Rolle beigemessen wurde. Die Tradition solcher Ahnenkultbilder geht bis in die erste Hälfte des 2. Jt. v. Chr. zurück. Entsprechende Statuen des Ahnenkults wurden jedoch nicht nur in Guzana, sondern auch an anderen, offenbar zum Fürstentum Bit-Bachiani gehörenden Orten aufgestellt: Vier solcher Sitzbilder sind in Girbel und Bozhöyük auf der heute türkischen Seite des ehemaligen aramäischen Fürstentums gefunden worden. Dass der Ahnenkult in Guzana auch nach der Inkorporation ins Assyrische Reich weiter praktiziert wurde, bezeugt die 1999 in der nordöstlichen Unterstadt beim Bau einer Toilette für ein rezentes Wohnhaus gefundene Statue eines Schreibers namens Kammaki, die den älteren Ahnenbildern stilistisch und ikonographisch entspricht, jedoch wohl erst in die Regierungszeit Assur-dans III. (772–754 v. Chr.) datiert.

1Rekonstruktion der Eingangsfassade vor dem Nationalmuseum Aleppo (Foto: M. Novák)
2Steinbildwerke im sog. Kultraum (Foto: Max Freiherr von Oppenheim-Stiftung)