Tell Halaf Grabungsprojekt
DEU / ENG

Forschungsziele

Prof. Dr. Mirko Novák

Folgende Forschungsziele sollen durch die neuen Ausgrabungen verfolgt werden:

Untersuchung der prähistorischen Bebauung
Ein vorrangiges Ziel der neuen Untersuchungen besteht darin, eine klare stratigraphische Abfolge der prähistorischen Besiedlungsphasen zu erhalten und damit für das Gebiet die relative Chronologie des Neolithikums und des Chalkolithikums, also für den Zeitraum vom späten 7. bis zum Ende des 4. Jt. v. Chr., auf eine solide und breitere Basis zu stellen.

Chronologie der Eisenzeit
Durch die bekannten Befunde wird bestätigt, dass der Tell Halaf durch alle Abschnitte der Eisenzeit besiedelt gewesen ist: von der Früheisenzeit über die Zeit der aramäischen Fürstentümer und die neuassyrische Epoche bis in seleukidisch-parthische Zeit. Ziel der laufenden Arbeiten ist die Entwicklung einer durchgängigen Keramiksequenz der Eisenzeit.

Akkulturationsprozesse der Aramäer
Ungeklärt sind bislang die Akkulturationsprozesse der neu eingewanderten aramäischen Stadtgründer in ein Gebiet, welches in der Spätbronzezeit zunächst Zentrum des Mittani-Reiches und später assyrische Provinz gewesen ist.

Urbanistische Struktur und räumliche Gliederung der Zitadelle
Zahlreiche Fragen zur Stadtstruktur und Siedlungsentwicklung Guzanas sind noch offen, so zum Beispiel diejenige nach der Funktion der Unterteilung der Zitadelle in zwei voneinander getrennte Bereiche.
Auch gilt es, die Anbindung des Hilani und des Nordostpalastes in die Gesamtstruktur der Zitadelle zu untersuchen. Damit verbunden ist die Frage, ob sich das Bildprogramm Kaparas auf das Dekor von Hilani und Skorpionentor beschränkte oder ob es weitere Bauten gegeben hat, die mit reliefverzierten Orthostaten geschmückt waren.
Besondere Beachtung verdient weiterhin die Klärung der Existenz von Kultbauten aus der vor-assyrischen Zeit.

Transformation der aramäischen Stadt in eine assyrische Provinzhauptstadt
Von Interesse ist weiterhin, welche Prozesse bei der Eingliederung Guzanas ins Assyrische Reich abliefen und wie die kulturelle »Assyrisierung« der Aramäer erfolgte.

Stadtgeschichte in spätbabylonischer, achämenidischer und hellenistischer Zeit
Die Siedlungsgeschichte nach dem Untergang des Assyrischen Reiches fand noch weitgehend in der Region kaum Beachtung. Aus diesem Grund ist es von besonderem Interesse den Übergang von der neuassyrischen über die achämenidische bis zur hellenistischen Zeit zu untersuchen. In Bezug darauf scheint es auch lohnend die Untersuchung der Akkulturationsprozesse im antiken Gūzana während der hellenistischen Zeit durchzuführen: In welchem Masse haben Kulturimpulse aus dem seleukidischen Westen gegenüber den indigenen Traditionen die Kultur in Gūzana geprägt? Inwieweit lassen sich ähnliche Prozesse in den erwähnten Siedlungen in der Region beobachten und woran lassen sie sich festmachen?

1Basaltfragment mit der Darstellung eines Fußes? (Foto: G. Mirsch)
2Basaltfragment mit der Darstellung eines Flügels (Foto: G. Mirsch)