Tell Halaf Grabungsprojekt
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Grabungsstelle B

Dr. Jörg Becker

Grabungen am Nordhang
Nachfolgend konzentrierten sich die Untersuchungen zur prähistorischen Besiedlung auf den Bereich am Nordhang im Rahmen einer großflächigen Freilegung auf einer Fläche von rund 600 m². Zudem bestand hier am höchstgelegenen Teil der Zitadelle auch die Möglichkeit die komplette Stratigraphie des Ortes zu erfassen. Denn vor allem entlang der Nordfassade der Zitadelle zeichnet sich die Gründung des Ortes recht gut ab und wurde auch von den früheren Ausgräbern erkannt. Auf einer natürlichen Anhöhe ließen sich um 6500 v. Chr. die ältesten Siedler am Ort nieder. Diese Kulturstufe wird aufgrund ihrer einfachen, weitgehend unbemalten Keramik als „altmonochrom“ bezeichnet. Darauf folgt die intensive, rund 5,50–6 m starke Besiedlung der Halaf-Zeit, die alle Stufen der Halaf-Kultur umfasst (Abb. 1).

Übergangsphase („Halaf-‘Ubaid-Transitional“)
Mit einer Übergangsphase („Halaf-‘Ubaid-Transitional“) erfolgt schließlich der Wandlungsprozess zur nordmesopotamischen ‘Obed-Kultur (spätes 6. und 5. Jt. v. Chr.) sowie nachfolgend zum lokalen Spätchalkolithikum (4. Jt. v. Chr.), das vereinzelt in der Keramik auch Einflüsse aus der südmesopotamischen Uruk-Kultur aufweist (v.a. durch sog. „Glockentöpfe“ oder vereinzelte, konische Tonstifte). Die oberen rund 8 m repräsentieren schließlich die Entwicklung von der frühen Eisenzeit bis in die hellenistische Epoche (ca. 12.–3 Jh. v. Chr.).
Letztlich umfasst die prähistorische Besiedlung somit rund 10 m, wobei die Halaf-Zeit am Ort vom Umfang her einen erheblichen Anteil einnimmt (Abb. 2).

Halaf-‘Obed-Übergang
In den Zeitraum des Halaf-‘Obed-Übergangs zwischen 5300–5200 v. Chr. gehört das Hockergrab eines jungen Mannes, der innerhalb eines kleinen, rechteckigen Raums bestattet wurde (Grab 20). Zu seinen Füßen war ein typischer Topf mit bichromer Bemalung in stumpfen Farben aufgestellt (Abb. 3). Nachfolgend wurde dieses Gebäude durch eine Lehmziegel-Terrasse überlagert. Darauf aufsitzende Lehmziegelmauern konnten nur auf kleiner Fläche erfasst werden und erlauben derzeit noch keine Aussage zur Baustruktur. Aufgrund der Keramik kann dieser Bauhorizont in den Zeitraum der ausgehenden ‘Obed-Zeit, bzw. des beginnenden, lokalen Spätchalkolithikums (um ca. 4000 v. Chr.) datiert werden.

1Ansicht des Nordhangs des Tells (Foto: G. Mirsch)
2Ansicht der neuen Ausgrabungen am Nordhang des Tell Halaf (Foto: G. Mirsch)
3Gefäß aus Grab 20. Nordhang des Tell Halaf (Foto: G. Mirsch)