Tell Halaf Grabungsprojekt
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Grabungsstelle A

Raphaela Heitmann, M.A.

Bereich West-Palast
In diesem Jahr wurden die Grabungen in den Arealen südlich des West-Palastes wieder aufgenommen. Dabei konnten Mauerstrukturen einer früheisenzeitlichen Bebauung freigelegt werden. Diese werden von einem späteren Gebäude (A 7), das seit den Altgrabungen bekannt ist, geschnitten. Ob dieses Gebäude zeitgleich mit dem West-Palast anzusetzen oder älter zu datieren ist, müssen die zukünftigen Untersuchungen erweisen. Zumindest ist jetzt von einer früheisenzeitlichen Bauphase in diesem Bereich auszugehen, die älter als der West-Palast ist.

Sehr außergewöhnlich war die Freilegung und Bergung eines bereits im Jahr 2007 entdeckten aber aus zeitlichen Gründen erst in dieser Kampagne untersuchten Grabes (Grab 16).
Das Grab befand sich nordöstlich des West-Palastes und besteht aus einer in eine Grube gesetzten Lehmziegelkiste. Bestattet wurde ein ca. 14-15 Jahre junges Mädchen, dem zahlreiche Beigaben mitgegeben wurden. Dazu gehört eine Halskette aus alternierend gelben bikonischen Perlen und roten Karneolperlen (Abb. 2-3). Da zwei Teilstücke der Kette noch in situ lagen und nicht verrutscht waren, konnte die Kette sicher rekonstruiert werden. Aus dem Bereich des Oberkörpers konnten zahlreiche weitere Perlen in unterschiedlichen Formen und Materialien wie z.B. Edelsteinen, Quarzkeramik und Muschel geborgen werden. Weitere Schmuckgegenstände sind aus Bronze, Eisen und Knochen gefertigt. Zur Grabausstattung gehörten auch Keramikgefäße, die am Fußende zusammen mit den Überresten von Tierknochen gefunden wurden. Eine Keramikschale befand sich in einer kleinen Nische am Kopfende des Grabes. Neben dem Skelett lagen die Überreste eines Körbchens, Pigmente und ein dazu gehöriger Reibstein. Die wohl bedeutendsten Funde aber stellen zahlreiche kleinere und größere Fragmente von mineralisierten Textilien und anderen organischen Materialien dar, die für den Alten Orient extrem selten bezeugt sind. Diese werden in Zukunft einer genauen naturwissenschaftlichen Analyse unterzogen (YouTube Video).
Das Grab kann nach dem derzeitigen Kenntnisstand über die Keramik und eines zweiten vergleichbaren Grabes in das letzte Drittel des 2. Jahrtausends datiert werden.

Lehmziegelterrasse
Gebäude A3
Im Bereich der Lehmziegelterrasse sollen die Arbeiten zukünftig auf größerer Fläche ausgedehnt werden, um die gesamten Ausmaße sowohl des hellenistischen Gebäudes, als auch des hier bereits 2006 entdeckten Gebäudes A 1 aus neuassyrischer Zeit zu erfassen. Bislang konnten von Gebäude A 3 zwei Räume freigelegt werden. In dieser Kampagne deutete sich an, dass das Gebäude weitere Räume nach Norden hin aufweist. Erschwert werden die Arbeiten durch zahlreiche jüngere Gruben, die die Befunde in den oberen Schichten stören.

Gebäude A1
Die Arbeiten im Bereich des neuassyrischen Gebäudes A 1 wurden auf die beiden Areale 6805 und 6905 ausgedehnt. Dabei konnte festgestellt werden, dass der Raum A 1:AA sich weiter nach Süden ausdehnt. Nach Osten führt eine Tür mit großer Steinschwelle aus Basalt in einen angrenzenden Hofbereich (Abb. 4). Dieser ist im direkten Anschluss an die Tür mit Basaltplatten ausgelegt. Auf dem Hofpflaster konnten auf relativ kleiner Fläche auffällig viele Kleinfunde geborgen werden. Der größte Teil sind Schmuckperlen (Quarzkeramik, Karneol, Bergkristall), gefolgt von Bronzeobjekten und Eisenfragmenten sowie Gegenstände aus Knochen.
Im Bereich des Durchgangs wurde eine kleine Keilschrifttafel gefunden. Sie kann in die Zeit des Übergangs vom 8. in das 7.Jh. datiert werden und stellt einen Darlehensvertrag über Silber dar.

In die Schichtenabfolge der Areale auf der Lehmziegelterrasse schneiden zahlreiche hellenistische Gruben, die somit ältere Befunde zerstören. In einem Fall war es durch solch eine Grube möglich eine Bauschicht nachzuweisen, die älter als das Lehmziegelmassiv ist. Nach dem Abtiefen der Grube Inst.12, die zwar leider einen großen Teil des Fußbodens von Raum A 1:AA (Gebäude A 1) zerstört hat, bis auf die Grubensohle, kamen zwei Mauern zutage, die in Ost-West Richtung verlaufen (Abb. 1). Diese wurden offenbar vor dem Bau der Lehmziegelterrasse errichtet und dann zu einem späteren Zeitpunkt von dieser überbaut. Dass sich in diesem Bereich ältere Baustrukturen befinden, ist seit den Altgrabungen bekannt. Damals fanden die Ausgräber zufällig zwei ebenfalls von der Terrasse überdeckte monumentale Grabfiguren, die innerhalb kleiner Kapellen über zwei Grabschächten mit Brandbestattungen aufgestellt worden waren. Eine Klärung des neuen Befundes kann zunächst nur in westlicher Richtung (im Bereich der großen Nord-Süd verlaufenden Oppenheimsondage im Zentrum der Zitadelle) erfolgen, da ansonsten ein Abbau des Gebäudes A 1 erforderlich wäre.

1Ältere eisenzeitliche Baustrukturen unter dem Lehmziegelmassiv im Süden der Zitadelle (Foto: G. Mirsch)
2Fundlage der Karneolkette in Grab 16 (Foto: L. Simons)
3Karneolkette aus Grab 16 (Foto: L. Simons)
4Türdurchgang zu Raum AA des Gebäudes A 1 mit Türschwelle aus Basalt (Foto: G. Mirsch)