Tell Halaf Grabungsprojekt
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Grabungsstelle A

Dr. Lutz Martin

West-Palast
Im Sektor A begannen die Grabungen in zwei Grabungsstellen: an der Südost-Bastion des West-Palastes (Hilani) und im Süden der bereits von Max von Oppenheim angelegten Sondage im Zentralbereich der Zitadelle. Im Verlauf der Kampagne gelang es, die Südost-Bastion vollständig freizulegen. Bei dem noch etwa 1,5 m hoch anstehenden Mauerwerk handelt es sich um die Südostecke des sog. Altbaus. Der Altbau entsprach in seinem Grundriss weitgehend dem späteren Hilani Kaparas, das auf den Altbaustümpfen errichtet wurde. Vom Kapara-Bau sind in diesem Bereich nur noch wenige Ziegellagen erhalten. Die Orthostaten des Palastes waren oberhalb der Altbaustrukturen angebracht (Abb. 1).

Skorpionentor
Bei der Erweiterung der Grabungen nach Norden konnte der Westturm des Skorpionentores gefunden werden. Das Skorpionentor bildete den Zugang zur Terrasse des West-Palastes. Am Tor, fanden sich die Orthostaten des Westturmes noch so in Falllage, wie sie Oppenheim bereits 1911/1912 vorgefunden hat. Auch Teile des Pflasterweges, der rampenförmig zur Palastterrasse führte, sind noch erhalten. Im Zusammenhang mit den Untersuchungen im Sektor B sind die Überreste des westlichen Teils des Bauwerkes vollständig freigelegt worden.
Mit der Wiederentdeckung von Südost-Bastion und Skorpionentor waren ausreichend Punkte gegeben, um das neue Vermessungsnetz mit dem Oppenheimschen Netz in Konkordanz zu bringen. Die freigelegten Flächen bilden gleichzeitig die Ausgangspunkte für die geplanten stratigraphischen Untersuchungen.

Lehmziegelmassiv
Forschungen zur Baustruktur der eisenzeitlichen Zitadelle werden gegenwärtig noch durch einen, sich gerade im Zentralbereich befindlichen Friedhof behindert, so dass die Arbeiten gegenwärtig auf den Nord-Süd verlaufenden Sondageschnitt von Oppenheims im Zentrum der Zitadelle beschränkt werden müssen. Das untersuchte Areal befand sich an der Ostbegrenzung des sog. Lehmziegelmassivs. Das Lehmziegelmassiv, dessen nördlicher Teil schon aus der Altbauperiode stammt, ist später nach Süden erweitert worden und sollte offenbar als Terrasse für ein größeres Bauwerk dienen. Oppenheim hat aber lediglich spärliche Reste einer Bebauung gefunden. Allerdings entdeckte er hier in der Süderweiterung der Terrasse zwei monumentale Grabskulpturen, die bei der Anlage der Lehmziegelsubstruktion nicht entfernt, sondern überbaut wurden (Abb. 2).
Unter hellenistischen Bauresten konnten zwei Räume freigelegt werden, die vermutlich zu einem größeren Bauwerk gehören. Nach einer vorläufigen Beurteilung der Keramik und des Inventars der Räume ist das Gebäude in das 7. Jh. v. Chr., die Zeit der assyrischen Stadthalter auf dem Tell Halaf, zu datierenv (Abb. 3). Die Grabungen in diesem Areal haben auch den Nachweis erbracht, dass sich Lehmziegelterrasse weiter nach Osten fortsetzt und in neuassyrischer Zeit als Fundament für ein größeres Gebäude oder größerer Bauten diente.

1Fundament der Südostbastion des West-Palastes und des Westturmes des Skorpionentores (Foto: G. Mirsch)
2Lehmziegelmassiv mit dem Raum AA des Gebäudes A 1 (Foto: G. Mirsch)
3Goldohrring aus dem Raum AA des Gebäudes A 1 (Foto: G. Mirsch)